“Wir beantworten das in der Regel mit einem Blick auf unsere Ressourcenlage”, sagt Soziologieprofessor Hartmut Rosa. “Man sagt: Ich habe einen guten Job, ein nettes Haus, eine glückliche und gesunde Familie, es geht mir gut, ich bin zufrieden. Aber wir wissen alle, dass man trotzdem Depressionen haben oder von einem tiefen Gefühl der Leere erfüllt sein kann.”
Diese Aussage habe im Sommer in einem Essay in der ZEIT gelesen. Und sie hat mich an viele Gespräche mit Menschen erinnert, die mit mir über ihren Wunsch gesprochen haben, ihre Big Five for Life und ihren Zweck der Existenz zu finden. Viele haben alles, was sie für ein gutes, materielles Leben benötigen – einige auch durchaus etwas mehr. Aber sie verspüren eine gewisse Sehnsucht nach einem tieferen Lebenssinn.
Nach meiner Erfahrung kann ich drei Themenfelder erkennen, die Menschen über diesen Grad der materiellen Zufriedenheit hinaus nach ihrem subjektiven Maßstab glücklich und erfolgreich machen können:
Zum einen ist es, die eigene Freiheit und Unabhängigkeit wieder zu erlangen. Für viele heißt das, wieder Herr über die eigene Zeit zu werden oder zumindest weniger fremdbestimmt zu leben. Das kann die Reduzierung der Arbeitszeit sein oder auch die Neuorganisation von häuslichen Pflichten. Andere nehmen sich vor, den Fernsehkonsum einzuschränken oder gesellschaftliche Verpflichtungen, die nicht (mehr) ihren Werten oder ihren Lebenszielen entsprechen, zu beenden. Es gilt, seinen Kalender kritisch zu entrümpeln, um für die wirklich wichtigen Dinge – also für sich selbst – Zeit zu gewinnen. Denn egal wie man sich anstrengt oder wieviel Geld man verdient, der Tag hat nun einmal nur 24 Stunden.
Herr über die eigene Zeit
Diese neue Zeit wollen dann viele nutzen, um Dinge zu machen, in denen sie sich verwirklichen und ihre Kreativität ausleben können. Musizieren, malen, basteln, tanzen wurden oft vernachlässigt, weil anderes sich mit einer höheren Priorität in den Terminplan gedrängt hat. Die Freude, etwas Kreatives tun zu können, entweder für sich oder mit Gleichgesinnten, steigert das Lebensgefühl und damit das eigene Glück. Kreativität braucht Zeit und Freiräume. Man sollte sich diesen “Luxus” aber regelmäßig gönnen. Denn der Mensch braucht auch mal Freilauf, also Auszeiten vom Alltag und vom dauernden Medienkonsum und der “rund-um-die-Uhr”-Kommunikation – also Zeiten ohne Smartphone. Ich glaube nicht, dass Facebook glücklicher macht als ein Strandspaziergang mit und einem Lied auf den Lippen …
Und als dritten Punkt erlebe ich immer wieder den Wunsch, etwas für andere tun zu wollen. Einzelnen Menschen oder der Menschheit helfen zu wollen, ist oft ein Teil der Big Five for Life. Sei es ein ehrenamtliches Engagement für Kinder oder alte Menschen oder aber im Naturschutz. Es gibt so viele Möglichkeiten zu helfen. Helfen erzeugt bei uns Glücksgefühle. Eine Untersuchung hat ergeben, dass wenn ich täglich nur wenige Minuten damit verbringe, anderen zu helfen, mein eigenes Wohlbefinden und meine Leistungsfähigkeit sich positiv entwickeln. Helfe anderen und Du tust Dir Gutes.
Und nun zu Dir
- Was denkst und fühlst Du jetzt?
- Ist der gesellschaftliche Maßstab für Erfolg auch der, der Dich glücklich macht?
- Was macht Dich wirklich glücklich?
PS: Bedenke bitte auch, dass auch Du Dir helfen lassen solltest, damit andere sich gut fühlen können. Ansonsten könntest Du egoistisch erscheinen.
Lieber Peter,
in deinen Zeilen finde ich mich selbst sehr wieder, was meine eigenen BFFL angeht. Du beschreibst genau das, was ich auch fühle. In mich hineinhören, was mir gut tut, mich ausdrücken und kreativ austoben, mein ich ausdrücken und vor allem auf das hinhören, was mir ein gutes Gefühl gibt. D.h. für mich immer wieder in den inneren Dialog zu gehen und mich zu fragen, ob ich das oder diese Situation wirklich so will, mir wirklich gut tut. Das ist im Grunde ganz einfach, leider nicht immer leicht. Zu viel Ablenkung, zu viel auf Umstände reagieren, manchmal schuldig fühlen oder ein schlechtes Gewissen zu haben….jedenfalls bei mir.
Mit deinen Aussagen bin ich daher ganz bei dir und bin froh meine BFFL anzugehen und erste Schritte umzusetzen. Für mich sind jedoch auch materielle Sicherheiten sehr wichtig, ein eigenes Versorgen, so dass ich mich zusätzlich nicht nur frei, sondern auch unabhängig fühle. Aber das hab ich selbst in der Hand.
Ich bleib dran und freue mich auf ein Wiedersehen.
Liebe Grüße
Monika
Hallo, ich dachte lange dass mir das was die Gesellschaft um mich vorlebt auch mich glücklich macht…dh ich wollte es auch so ..um dazu zugehören. Jetzt, seit ich vor 9monaten meinen Job mit gutem Gehalt verlies weil das Gehalt nicht mehr ausreichend an Argument war , um meine Frust, Wut zu deckeln.. merke ich vor allem mal ne grosse Leere( denn auch alte Begeisterungen stimmen nicht mehr so)..Das macht mich ab und an echt unruhig.
Nachdem Introseminar im August kamen aus uralten Schubläden Erinnerungen an vergessene Freuden, Impulsen..und um das mit meiner Haltung zu verbinden: ich komm zum Jahrmarkt, merke gut dass da subtil eine Hoffnung nagt DORT endlich Antworten zu erhalten, ich wissen werde WO ES MIT MIR LANGGEHT :))))Huch und was war das mit DER FREUDE?
Ich entspann mich einfach bis dahin..und bin neugierig erfreut zu sehen was da passieren mag.Grüsse aus Luxemburg