Eine Aufforderung zu mehr Gelassenheit im Alltag und ganz besonders in „besonderen“, in Museumstagsmomenten!

Diese Woche bin ich mit einem Bekannten in ein Vapiano Restaurant gegangen. Als wir an der Salattheke nach den Wünschen gefragt wurden, kam dann auch die Bitte, die beim Eintritt erhaltene Karte auf das Buchungsfeld zu legen. Ich unterhielt mich während des Bestellvorgangs – zwischenzeitlich unterbrochen durch die Fragen – weiter und legte nach der Aufforderung zu „bezahlen“ die Karte auf ein Feld mit einer kleinen roten Lampe.

Der Koch bat mich nochmals, die Karte aufzulegen und ich nahm die Karte gedankenverloren auf und legte sie erneut an die Stelle. Dann schaute der Koch über den Tresen und meinte, „Bitte auf das Feld legen.“  Ich schaute irritiert auf die Karte, den Koch, den Tresen und nahm die Karte auf und wollte sie erneut auf das Feld mit der roten Lampe legen. „Nein“, sagten mein Bekannter und der Koch fast gleichzeitig und wiesen auf das mit einer „Werbung“ (so erschien es mir) markierte Feld. Ich nahm die Karte und blickte sie fragend an, bevor ich sie dann endlich auf dem Feld, das mit einem bunten Etikett beklebt war, ablegte.

Nicht dort wo die Technik zu sehen war, sondern daneben, auf einem abgeklebten Feld, sollte die Karte aufgelegt werden. Die meisten Menschen meistern diesen Vorgang wahrscheinlich schneller und eleganter als ich das gestern gemacht habe. Für diese Menschen ist es klar, dass auf einer durchsichtigen Glasscheibe die Karte auf das abgeklebte Feld gelegt wird. Auf dem abgeklebten Feld stand zudem groß und deutlich „Bitte Karte hier auflegen“!  Aber ich hatte die Aufschrift nicht gelesen, sondern meine Karte auf das Feld wo das Lämpchen leuchtete gelegt.

Vielleicht hätte auch ich den Vorgang anders abgeschlossen, wenn ich nicht so mit der Unterhaltung beschäftigt gewesen wäre, d.h. abgelenkt war. Trotzdem zeigt es mir etwas über mein Wahrnehmungsmuster. Noch wichtiger für mich aber ist, dass ich wieder einmal erlebt habe, dass etwas für mich Offensichtliches gar nicht so offensichtlich ist. Wie oft habe ich schon über andere im Stillen gedacht: „Das ist jetzt aber ganz schön tollpatschig“! „Was soll ich denn noch alles machen, bevor die Leute es begreifen, mehr als klar und deutlich etwas darauf schreiben, kann man doch nicht machen.“

Ich erlebe es bei mir im Büro-Center wieder und wieder, Menschen lesen die Hinweise auf der Tür, auf der Klingel und auch auf dem Hauswegweiser nicht. Sie beklagen die schlechte Ausschilderung. Wahrscheinlich passt hier das Wort: „Den Wald vor lauter Bäumen nicht mehr sehen“. Wahrscheinlich sind es für viele Menschen zu viele Hinweise, so dass sie den für sie Wichtigen gar nicht mehr wahrnehmen können.

Bedingt durch Informationsflut der digitalen Medien, die Vielzahl von analogen Informationen und Eindrücken, brauchen wir häufig einen zweiten Blick auf die Situation um uns zurecht zu finden. Insbesondere dort, wo wir die Vielzahl der Informationen im ersten Moment nicht wahrnehmen, brauchen wir diesen zweiten Blick! Gelassenheit und Achtsamkeit können uns helfen. Gelassenheit, das bedeutet ja auch etwas „lassen“, etwas los „lassen“, von etwas „lassen“. Vom Muster los “lassen“ heißt etwas „gelassen“ gegenübertreten.

In der „Safari den Lebens“* erlebt der junge Jack genau diese Situation. Er ängstigt sich zu beinah zu Tode, weil er nur noch die Löwen vor sich sieht und keinen Abstand mehr halten kann. Er hat alles getan was er tun konnte, um sich vor den Löwen zu schützen und muss nun hoffen, dass es reicht. Er kann nichts mehr tun, außer … er kann beginnen den Anblick zu genießen. Seine Ängste ziehen „lassen“, ruhig und ge“lassen“ werden und den Moment genießen. „Wenn man alles getan hat, was man tun konnte, junger Jack, dann sollte man loslassen und sich keine Gedanken über den Ausgang einer Situation machen.“, sagt die alte weise Frau Mama Gombe. Erst jetzt kann Jack die Schönheit der Situation erfassen. Wer hat schon in seinem Leben die Gelegenheit, Löwen in freier Wildbahn von Angesicht zu Angesicht zu erleben. Jack wird gelassen und kann das Besondere an dieser Situation plötzlich erfassen und erleben.

Wo konnte ich, konntest Du lieber Leser, in den letzten Tagen etwas erfahren und erleben, weil Du gelassen geblieben bist, obwohl die Situation scheinbar alles andere als „Gelassenheit“ forderte?

Im November beginne ich eine neue Reihe von Vorträgen in der „online university 24“ unter der allgemeinen Headline: Gelesen! Gehört! Was fang ich nun damit an? Hier gehe ich auf einzelne Fragen, die mir und wahrscheinlich auch Dir beim Lesen der Bücher von John gekommen sind, ein.  Wenn Du eine Einladung dazu erhalten willst, melde Dich gleich für meinen Newsletter an: www.tilo-maria-pfefferkorn.com

*) Safari des Lebens, John P. Strelecky, Kapitel 23, S. 110 ff. erschienen als Buch bei dtv und als Hörbuch, gelesen von Tilo Maria Pfefferkorn, bei John Strelecky& Friends GmbH hier geht’s zum Shop

© Tilo Maria Pfefferkorn