Gestern bei unserem Lüneburger Abendforum haben wir uns über besondere Museumstage ausgetauscht. Das ist ein guter Start, um mit positiven Geschichten einen inspirierenden Abend zu beginnen.

Helmuts Museumstagsbeitrag hat uns alle berührt und ich möchte diesen an dieser Stelle wiederholen:

Helmut erzählte von seinem geistig behinderten Sohn, der seinen Schulabschluss trotz anders lautender Prognosen von Fachleuten geschafft hat. Und er hat ihn nicht gerade so mit Ach und Krach geschafft. Auf der vergangenen Schulabschlussfeier wurde er auf die Bühne gebeten, da er Klassenbester geworden war. Was für eine Leistung!

…Und dann wurde er noch einmal zum Ende der Veranstaltung auf die Bühne gerufen. Alle waren überrascht und gespannt, was der Anlass sei. Der Direktor berichtete dann, dass dieser Schüler in seinen 3,5 Jahren Schulzeit keinen Tag gefehlt habe. Das wäre noch nie in seiner Berufszeit vorgekommen und für ihn eine außergewöhnliche Erfahrung. Und er fragte den Jungen, ob er dafür eine Erklärung habe. Und das war die Antwort: „Das ist doch ganz normal. Wenn ich in einen Laden gehe und eine Zehnerpackung Eier kaufe, lasse ich doch auch nicht ein Ei im Laden zurück.“

Wir haben alle zunächst geschmunzelt über diese Antwort. Aber diese Antwort zeigte mir eine wichtige Botschaft auf. Es geht immer um die Einstellung zu einer Angelegenheit: Wenn ich mir als Schüler sage „Ich muss zur Schule. Ich muss lernen.“, dann ist es natürlich, dass ich jede Chance nutze, um diesen Schulzwang zu umgehen, um meiner Freiheit, meinen eigenen Interessen Raum zu verschaffen.

Aber Helmut’s Sohn hat augenscheinlich eine andere Einstellung. Er sieht die Schule für sich als Angebot und seine große Chance. Und er hat für sich entschieden, dieses Angebot voll umfassend anzunehmen. Also kann ihn nichts abhalten, jeden Tag zur Schule zu gehen und dem Unterricht zu folgen.

Ich habe gestern Abend noch über die eine oder andere eigene Situation nachgedacht und mir die Frage gestellt, welche Einstellung habe ich dazu und welche möchte ich haben. Sehr interessante Gedankengänge entwickelten sich. Mal sehen, was sich daraus noch ergibt.