Einigen unter uns wird der Begriff „Wohnzimmerkonzert“ vielleicht schon etwas sagen. Für die Menschen, denen das noch nicht vertraut ist, hier eine kurze Erklärung: Privatleute öffnen ihr Haus und ihr Wohnzimmer für Musiker für einen Abend zum Musizieren und laden möglichst so viele Freunde und Bekannte ein, wie das Zimmer fassen kann. Die Gäste bringen Klappstühle und -wenn es eine Pause gibt- auch etwas zum Knabbern oder zu Trinken mit. In häuslicher Atmosphäre trägt(en) der oder die Künstler sein/ihr Programm vor, man hat Spaß, ist hautnah dabei und genießt einen geselligen Abend. So wird dieser Tag zum Museumstag.

Es ist Freitag Abend. Für die Sängerin und Musik- und Gesangspädagogin Sylvia Lawaty war es ihr erstes Wohnzimmerkonzert und daher eine Premiere. Profis wie Sylvia kennen kein Lampenfieber mehr -so jedenfalls unser Eindruck- und so begann sie gleich mit der Ankündigung, daß wir uns in die Veranstaltung „fallen lassen“ sollten. Sie wollte uns mit ihrem Programm einen ruhigen Willkomm bereiten. Im ersten Teil brachte sie einfühlsame und wohl ausgewählte Lieder und Chansons dar. Wir konnten uns mental einstimmen und für die teilweise mit stressiger Arbeit belasteten Zuhörer bildete das einen seeligen, klangvollen „Auffangpool“. Sie bat uns, die Augen zu schließen und einfach, um in Ruhe abzuschalten, erst einmal sogar auf den verdienten Applaus zu verzichten. Mit Liedern und Chansons in verschiedenen Sprachen, deren Hintergründe und Übersetzungen sie einfühlsam erläuterte, schaffte sie eine regelrecht bezaubernde Stimmung, die nach kurzer Zeit doch von uns mit herzlichem Applaus gefeiert wurde.

Nun ist Pause

In der Pause wurde geschlemmt! Die Gäste hatten nahezu alle kulinarischen Register gezogen und ich hatte kaum Platz, um die ganzen Köstlichkeiten gut erreichbar aufzustellen. Wie ein guter Zufall es wollte, ergänzte sich ohne Absprache das Angebot so, das sich würzig, mild und süß wundervoll die Waage hielten. Wir haben in der Pause nicht alles aufessen können. Ein Grund, um länger zu bleiben und uns im Anschluß nach unserem Einsatz noch einmal zu stärken.

Wie gesagt: Unser Einsatz… Im zweiten Teil spielte Sylvia ihre zweite große Stärke aus! Ihre natürliche Fähigkeit, andere Menschen zum Mitsingen und Zusammen-Musik-Machen zu bringen. Jeder, der glaubt, er könne nicht singen, sollte einmal mit ihr einen solchen Abend verbringen oder einen ihrer Kurse besuchen. Danach -ich möchte wetten- ist die Selbsteinschätzung auf dem Gebiet der Freude an der eigenen Stimme mit Sicherheit eine andere. Wie schnell doch einfache Lieder durch Zuhören und Vorsagen der einfachen Textzeilen erlernt sind und wie gut es dann gemeinsam gesungen klingt! Sogar eine sensationell und spontan ohne Text inszenierte Improvisation hat uns gezeigt, dass man weder Text noch Instrument braucht, um hingebungsvoll gemeinsam zu singen.

Bis auf die Impro(visation) war unser Gruppengesang mit körperlicher Aktion -sogar einem Massagemantra- hinterlegt, was noch einmal unseren Appetit anregte. Auf diese Weise fand auch der Rest des schönen Buffets dankbare Abnehmer.

Warum erzähle ich euch das alles hier auf unserer Big Five for Life Seite? Ich berichte euch von Sylvia, die ihren Zweck der Existenz erkannt hat. Ich würde es so formulieren: Sie erweckt in anderen Menschen die Freude an der eigenen Stimme und am Musizieren -egal in welcher Form und auch in welcher Stimmung-. Sie bereitet sich und anderen Museumstage.

Sie begann schon mit zwei Jahren zu singen und hat schon viele „Nebeneffekte“ des Gesangs beobachtet, erlernt und erfahren. Einer ist z.B., dass nach 8 Minuten Singen der Körper Endorphine (so genannte Glückshormone) ausschüttet. Um diesen Effekt zu erreichen, muß man mindestens 20-25 Minuten joggen! Ich wußte auch nicht, daß Lieder, die mir in verschiedenen Lebensabschnitten viel bedeutet haben und für mich tiefe Erinnerungen bergen mir vielleicht eines Tages helfen können, schwere Krisen zu überwinden oder gar aus einem Koma zu erwachen. Das jedenfalls hat die Forschung jüngst herausgefunden. Also, liebe Leser, schreibt nicht nur eure Big Five for Life auf, sondern notiert auch eure Lieblingslieder und packt sie zu euren Notfallpapieren. Das ist unter Umständen preiswerter als jede Therapie.

Das alles von einer Frau zu lernen, die so voll aufgeht, in dem was sie tut und der es hier und gestern wichtig war, uns einen schönen Abend zu bereiten und in diesem neuen Format aufzutreten, hat mich tief berührt. Es ist so schön, einen WER zu kennen, den ich jedem empfehlen kann, der das Big Five for Life „Singen“ hat.