Im Buch „Das Café am Rande der Welt“ erzählt die Kellnerin Casey dem Gast John eine Geschichte über ihre Erfahrungen mit einer grünen Meeresschildkröte. Ich muss zugeben, dass ich beim ersten und zweiten Lesen des Buches dieser Geschichte keine besondere Bedeutung beigemessen habe. Sie hat sich in mein Gedächtnis damals nicht eingeprägt. Und das hat dann für mich zu einer peinlichen Situation geführt: Nachdem ich vor einigen Jahren meine zweite Seminargruppe auf ihrer Entdeckungsreise zu ihren Big Five for Life begleitet hatte, schenkte mir eine Teilnehmerin namens Silke eine kleine Plastik-Meeresschildkröte. Und ich musste sie fragen, welche Bedeutung dieses Geschenk habe. Als sie mich etwas verwirrt anschaute und mich fragte, ob ich die Geschichte in dem Buch nicht kennen würde, war ich ertappt.
Vor einigen Tagen habe ich mal wieder diese Geschichte gelesen. Und sie entwickelt noch immer eine neue Kraft für mich. Aber nun möchte ich Dir erst – falls es Dir auch so geht wie mir damals – die Geschichte zusammenfassen:
Casey’s Geschichte
Casey ist eine begeisterte Schwimmerin und schnorchelt gern an Riffs, um die Unterwasserwelt zu beobachten. Bei einem Aufenthalt auf Hawaii stößt sie auf eine grüne Meeresschildkröte, die vom Strand in die Richtung des offenen Meeres schwimmt. Und Casey entscheidet sich, sie zu begleiten. Nach wenigen Minuten hat die so gemächlich wirkende Schildkröte sie als geübte Schwimmerin abgehangen. Am nächsten Tag geschieht es wieder. Und nun nimmt Casey sich die Zeit, die Meeresschildkröte genauer zu beobachten. Sie stellt dabei fest, das die Schildkröte nie gegen die Strömung kämpft. Immer wenn eine Welle an den Strand rollte, verlangsamte sie ihre Bewegungen und paddelte nur so viel, dass sie an der Stelle bleibt. Wenn dann die Welle zurück ins Meer strömt, nutzt sie diese Strömung für sich und macht Strecke. Im Gegensatz zu Casey selbst, die unabhängig von den Strömungen mit dem gleichen Krafteinsatz schwimmt.
John denkt über diese Geschichte nach und fasst dann das Aha zusammen: „Ich glaube, die grüne Meeresschildkröte hat Dir folgendes gelehrt: Wenn man nicht auf das ausgerichtet ist, was man gerne möchte, kann man seine Energie mit einer Menge anderer Dinge verschwenden. Wenn sich dann die Gelegenheit bietet, das zu tun, was man möchte, hat man möglicherweise nicht mehr die Kraft oder die Zeit dafür.“
Ich gewinne Zeit
Und das waren meine Gedanken: Von welchen Anreizen lasse ich mich alltäglich ablenken? Wieviele Minuten verbringe ich, um unwichtige Informationen aufzunehmen und mich damit unnötig zu beschäftigen? Ist die Zeit, die ich mit Nachrichten, Werbebriefen, E-Mails oder Facebook verbringe, eine Investition auf meinem Weg, ein glückliches und erfülltes Leben zu führen?
Diese Gedanken haben mir heute wieder geholfen. Ich habe den Briefkasten geleert. Die Kataloge und Werbebriefe habe ich ungeöffnet in den Altpapierkorb befördert. Und ich bin dann noch einmal zum Briefkasten gegangen und habe das schon verblichene Schild „Bitte keine Werbung“ erneuert. Dann habe ich Facebook und Xing aus meiner Favoritenliste im Internetbrowser gelöscht. Und jetzt, wo ich das lese, muss ich lächeln. Ohne diese Maßnahmen hätte ich nicht genug Zeit gehabt, diesen Beitrag zu schreiben.
Peter, als ich die Geschichte zum ersten Mal las, fing ich sofort an zu überlegen, was diese Geschichte für mich aussagt.
Ich möchte Johns Sicht ein wenig relativieren. Im Vergleich Mensch zu Schildkröte ist mir klar geworden, dass wir Menschen häufig unser Ziel so stark verinnerlicht haben, dass wir es um jeden Preis erreichen möchten, und uns dabei so stark verausgaben, dass wir es nicht erreichen.
Betrachten wir die Schildkröte, so können wir sagen, dass bei ein er besseren Betrachtung der konkreten Situation, bei einem sinnvolleren Einsatz unserer Energie, wir zum einen weiter kommen und zum anderen auch noch Energie haben, weiteres zu erreichen, weil wir Kraft und Zeit dafür “aufgespart” haben.
Daraus resultiert richtig: Wie viele Minuten verbringe ich, um unwichtige Informationen aufzunehmen und mich damit unnötig zu beschäftigen ?
Für mich ist klar, die Zeit, die ich mit Nachrichten, Werbebriefen, E-Mails oder Facebook verbringe, führt nicht dazu, ein glücklicheres und erfüllteres Leben zu führen.
Mittlerweile bin ich soweit, einmal pro Tag meine neuen Nachrichten zu sichten, damit ich mehr Zeit finde, glücklicher, freier, zufriedener, naturverbundener zu leben.
Die Metapher mit der grünen Schildkröte ist wunderschön. Ich möchte noch eine weitere Sichtweise hinzufügen.
Alles hat einen Rhythmus. Die Schildkröte passt sich an den Rhythmus der Wellen an.
Machst Du das auch?
a) dein innerer Rhythmus:
Wie ist dein Bio-Rhyhtmus (Zyklus ca. 4-5 Wochen), Wann fällt dir etwas leicht, wann nicht?
b) Der äußere Rhythmus:
Tag/ Nacht, die Jahreszeiten, Regen/Sonne, Gesundheit/Beziehungen/Finanzen >>> Rückenwind oder Widerstand?
Bio-Rhythmus deiner Mitmenschen
Wenn wir bewusster wahrnehmen, wann wir gegen Widerstand ankämpfen, könnten wir Energie sparen. Und wenn wir bewusster wahrnehmen, wann wir Rückenwind haben diese zielgerichtet einsetzen.
Gelingt mir das? Nein, oft nicht. Ich bin nur ein Mensch, aber alleine das ich mir über den Rhythmus Gedanken mache, hilft mir meine Energie besser einzusetzen.
Lieber Perter! Schöne Gedanken zu der Geschichte. und Hut ab, dass du sofort ins Handeln gekommen bist und Facebook usw. aus der Favouritenliste genommen hast (versuche schon ewig die Zeit mit Social Media zu verringern)
Hast du denn deine Frage für dich schon beantwortet?
Nur das Beste,
Lisa